Seit mehr als einem Jahr orientiert sich der Kinderschutzbund bereits an den sich kontinuierlich ändernden Corona-Verordnungen. Mit sinkender Inzidenz wartet man auf Lockerungen, um den Kindern die langersehnten Projekte wieder zu ermöglichen. Das niedrigschwellige Betreuungsangebot „Knallfrosch-Club“ ist leider seit vielen Monaten geschlossen.
„Die Frustration damit ist bei uns, den Kindern und deren Familien groß“, so Sina Grasemann, Geschäftsstellenleiterin des Kinderschutzbundes in Bad Kreuznach. „Unser Beratungsangebot wird durchgängig über Telefon, online oder mittlerweile auch wieder als Einzeltreffen angeboten“, sagt sie, doch die bekannten Angebote für Kinder leben einfach vom direkten aktiven Austausch, vom Spielen und Lernen in der Gruppe. Nachdenklich stellt sich auch das Team des Kinderschutzbundes die Frage „Wie geht es denn jetzt eigentlich den Kindern?“
Ergänzendes Angebot an Grundschulen
Trotz der extremen Einschränkungen ist die Motivation sehr groß, Kontakt zu Kindern mit Unterstützungsbedarf zu finden und diesen langfristig aufrecht zu erhalten. So entstand an der Grundschule Hofgartenstraße mit Beginn des Präsenzunterrichts im Wechselmodell Anfang März eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Bei der Schulleiterin, Frau Röhr, und ihrem Lehrerkollegium fand das kurzfristig erarbeitete Konzept des Kinderschutzbundes volle Unterstützung. Die Schule stellt zur Umsetzung des Projektes die momentan nicht genutzte Schulmensa zur Verfügung. So betreut der Kinderschutzbund — unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen und Hygienevorgaben — an jedem Vormittag 10 bis 12 Kinder aus sozial belasteten Familien oder mit besonderem Unterstützungsbedarf.
Eingebunden in Spiel und Spaß werden Hausaufgaben erledigt, vertrauliche Gespräche geführt oder sich einfach mal die Zeit für ein Spiel genommen. Die Dankbarkeit der Kinder ist enorm, und das beflügelt die Weiterarbeit. Dort ansetzen, „wo es brennt“, um ein halbwegs beständiges Unterstützungsangebot für die Kinder zu ermöglichen, ist das Ziel des Kinderschutzbundes.
Dank der positiven Resonanz an der Hofgartenschule konnte das Angebot von Sina Grasemann auch an der Grundschule Dr. Martin-Luther King etabliert werden.
Das Team des Kinderschutzbundes hofft auf baldige Normalität in der nun noch notwendiger gewordenen Arbeit mit den Kindern und ihren Familien. Wenn es jedoch geboten ist, außergewöhnliche Situationen der Kinder und Familien durch zielorientierte Maßnahmen zu entschärfen, ist der Kinderschutzbund immer mit hoher fachlicher Kompetenz zur Stelle. „Die Stadt Bad Kreuznach konnten wir von unserer wichtigen Arbeit an den Grundschulen schnell überzeugen, denn die finanziellen Mittel werden aus den bisher abgesagten Projekten des Spielmobils übertragen“, erläutert Steffi Meffert vom Vorstand des Kindeschutzbundes.
Dilemma im Jugendschutz: Schutz vor Virus einerseits und Schutz vor Folgen der Corona-Einschränkungen andererseits
Mit großer Sorge beobachtet der Kinderschutzbund die Entwicklung von Folgen der Corona-Maßnahmen in Bezug auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.
Dr. Johannes Oepen, Kinder- und Jugendarzt, den der Kinderschutzbund zur Unterstützung des Vorstands gewinnen konnte, sieht das Dilemma, einerseits die körperliche Gesundheit der Kinder zu schützen und andererseits die Folgen der Einschränkungen in ihrer Entwicklung auszugleichen. „Im Sinne einer umfassenden Sicht von Kindergesundheit sind hier pragmatische Lösungen in Verbindung mit der weiter erforderlichen Vorsicht geboten. Das Virus wird bleiben und unseren Alltag weiter beeinflussen – das Angebot von Hilfen für Kinder ist gerade in dieser neuen Normalität aber eher noch wichtiger!“, schlussfolgert Oepen.
Die womöglich entstehenden Langzeitfolgen in der Kindesentwicklung sind heute noch nicht in allem Umfang absehbar, werden aber sicherlich langfristig ein intensives Betreuungsangebot erfordern, besonders bei Kindern mit einer größeren Verletzlichkeit ihrer Entwicklung.
>> Bei Beratungswunsch oder anderen Anliegen ist die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes Bad Kreuznach erreichbar: kinderschutzbund-bad-kreuznach@t-online.de oder 0671/ 3 60 60.
Quelle: Steffi Meffert
Kinderschutzbund Bad Kreuznach