Am Sonntag, 9. Mai 2021, vor 100 Jahren wurde Sophie Scholl geboren, die Widerstandkämpferin, die 1943 im Alter von gerade einmal 21 Jahren von den Nationalsozialisten ermordet wurde. In der John-F.-Kennedy-Straße 4 in Bad Kreuznach erinnert der Wohnpark der Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie in diesen Tagen an seine Namensgeberin.
Dort macht man auch ihr Engagement sichtbar: Im Eingangsbereich des Wohnparks gibt es einen Gedenktisch mit Postkarten und ein Blumenstrauß nimmt Bezug auf den Namen der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der sie sich angeschlossen hatte.
„Wohnpark Sophie Scholl“ – dieser Vorschlag wurde von der Jury 2013 bei einem Namensfindungs-Wettbewerb unter den Mitarbeitenden der Stiftung kreuznacher diakonie zum Gewinner gekürt, erinnert sich Einrichtungsleiter Andreas Kerner. Insgesamt wurden damals 83 Namensvorschläge eingereicht. Zu diesem Zeitpunkt liefen die Bauarbeiten noch auf Hochtouren. Am 5. Juli 2014 wurde der Ersatzneubau für das frühere Altenheim in der Philippstraße bezogen. Ausschlaggebend für die Namensgebung waren Sophie Scholls christliche Werte und Einstellungen, die sie bis in ihren Tod hinein vertreten hat, für die sie mit der Widerstandsbewegung Weiße Rose gekämpft hat. „Gerade die Werte um die Sorge für den Nächsten, sich für andere einzusetzen und für seine Ideale einzustehen, machen Sophie Scholl zu einer passenden Namensgeberin für unsere Altenpflegeeinrichtung der Stiftung kreuznacher diakonie“, so Kerner.
Außerdem spiele es eine wichtige Rolle, dass der Wohnpark sich in Nachbarschaft zur Bad Kreuznacher Synagoge befinde. Im Haus selbst ist beim Eingang neben den Fahrstühlen ein Bilderrahmen mit einem Foto und dem Lebenslauf von Sophie Scholl zu finden. Und wer mit wachen Augen die Außenanlagen des Wohnparks betrachtet, dem wird in wenigen Wochen auffallen, dass die Bodendeckerrosen – in Anspielung auf den Namen der Widerstandsgruppe – ausnahmslos weiß blühen.
Geboren wurde sie am 9. Mai 1921 in Forchtenberg, 1932 zog die Familie nach Ulm. Vater Robert Scholl prägte die liberale und christlich-humanistische Erziehung seiner fünf Kinder. Anfangs war Sophie Scholl von der Ideologie der Nationalsozialisten begeistert, schloss sich verschiedenen Organisationen an und übernahm dort rasch Führungsaufgaben. Allerdings wurde sie zunehmend kritischer, hinterfragte die Propaganda und wurde 1937 erstmals von der Gestapo verhaftet und wegen „bündischer Umtriebe“ (die christliche Vereinigung „Bündische Jugend“ war teilweise verboten worden) mehrere Wochen in Stuttgart inhaftiert.
1940 begann sie eine Ausbildung als Kindergärtnerin und wurde ein Jahr später zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Von den Ideologien der Nationalsozialisten hatte sie sich abgewandt. 1942 begann sie, in München Philosophie und Biologie zu studieren, stellte über ihren Bruder Hans die Verbindung zur studentischen Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ her und beteiligte sich aktiv an Herstellung und Verbreitung von Flugblättern, deren Inhalte sich gegen Hitler und den Nationalsozialismus richteten. 1943 wurden sie und ihr Bruder Hans bei der Verteilung solcher Flugblätter beobachtet, verhaftet, drei Tage lang immer wieder verhört und schließlich zum Tode verurteilt. Das Urteil gegen sie, ihren Bruder Hans und Christoph Probst wurde noch am selben Tag vollstreckt. Am 22. Februar 1943 wurden sie enthauptet.
Quelle: Sonja Unger
Stiftung kreuznacher diakonie