Das Thema „bezahlbares Heizen“ erlangt angesichts extremer Energiepreissteigerungen neben dem „bezahlbaren Wohnen“ derzeit eine hohe Aufmerksamkeit. Zumeist werden beide Aspekte noch getrennt voneinander diskutiert, doch gehören sie eigentlich zusammen, wie ein Termin mit Bauministerin Doris Ahnen zum Thema „Nachhaltigkeit und Wohnen“ im Bad Kreuznacher Solar-Quartier zeigte.
Die fünfte Fachreise der rheinland-pfälzischen Wohnungswirtschaft, der Architektenkammer und des Finanzministeriums führte am 7. Oktober 2021 in das Solar-Quartier, einem Gemeinschaftsprojekt der (überwiegend) kommunalen Gewobau und des Bad Kreuznacher Unternehmens FUTUREHaus. Die 28 Häuser dieses Projekts im Baugebiet „In den Weingärten“ sind — über ihren Lebenszyklus gerechnet — energiepositiv konzipiert, das heißt, sie produzieren einen Energieüberschuss.
„Um das Thema Klima, Energie und Umwelt kommen wir in diesen Tagen einfach nicht herum“, sagte Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen, zur Themenwahl für diese Landesfachreise, die neben sechs weiteren Zielorten auch nach Bad Kreuznach führte. Rychter sieht in dem Solar-Quartier ein tolles Projekt, in dem ein kommunales Wohnungsunternehmen zeige, wie verantwortungsvoll sich die Wohnungwirtschaft den Herausforderungen stelle. Damit dokumentiere die Branche, „was wir als Beitrag leisten können zum Gelingen der Energiewende“. Denn bis 2040 müsse das Land — und damit auch die Wohnungswirtschaft — klimaneutral sein. Gewobau-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger und die kommunale Wohnungswirtschaft „zeigen in diesem Quartier, wie das geht“.
Karl-Heinz Seeger stellte den Gästen das Solar-Quartier als ein Reallabor vor, in dem seit 2017 an der Umsetzung gearbeitet werde. Man brauche einen relativ langen Atem und Partner — wie FUTUREHaus mit Thomas Sapper, den E.ON-Energiekonzern und die Landesförderung via ISB — sowie gute Mitarbeiter. So entstehe ein „Thinktank der Wohnungswirtschaft“, mit dem Ergebnis, dass bei 9 €/qm Monatsmiete eine 156 qm große Wohnung mit 170 € Betriebskosten für Strom, Heizung und Kühlung auskomme.
Die Solar-Quartier-Baustelle im Baugebiet "In den Weingärten".
Oberbürgermeisterin und Gewobau-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Heike Kaster-Meurer nennt das Solar-Quartier eine gute Blaupause für die im Moment so aktuellen Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und nachhaltige Mobilität, „und wir würden uns freuen, wenn das Projekt in anderen Kommunen Nachahmerinnen und Nachahmer finden würde“.
Unter dem Oberthema „klimaangepasstes Bauen“ sieht auch Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen im Solar-Quartier hinsichtlich Energiegewinnung und Mobilität eine Reihe von Aspekten verknüpft, die einen guten Überblick über den Stand der Technik und des Möglichen geben. „In dem Innovationsprozess spielen die Wohnungsbaugesellschaften ingesamt eine große Rolle“, so die Ministerin. Hinsichtlich der Vereinbarkeit von nachhaltigem Bauen und bezahlbarem Bauen würden viele Wohnungsbaugesellschaft mit „im besten Sinne integrativen Lösungen“ einen wichtigen Beitrag leisten.
In der Langzeitbetrachtung seien Projekte wie das Solar-Quartier preiswerter als herkömmliches Bauen, betonte der Gewobau-Geschäftsführer. Dies würde eine Bruttomiete (Inklusv- oder Warmmiete), die man letztendlich anstrebe, besser darstellen als die heute übliche getrennte Ausweisung von Nettomiete und Nebenkosten.
Thomas Gierse
Das Foto ganz oben zeigt Ministerin Doris Ahnen (2. von rechts) mit Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, Gewobau-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger (links) und Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen.