Das Ziel der Wohnungswirtschaft bis 2040 ist klar definiert: ein klimaneutraler Wohnungsbestand bei gleichzeitig bezahlbaren Mieten. Insbesondere gestiegene Zinsen und höhere Baukosten schaffen jedoch herausfordernde Rahmenbedingungen.
Wie aktuelle Lösungsansätze in Sanierung und im Neubau aussehen können, war Thema eines Beitrags in der Mittagsausgabe der Tagesschau am Mittwoch, 4. Oktober 2023, sowie der sechsten wohnungspolitischen Fachreise „Nachhaltigkeit und Wohnen“ vom 21. und 22. September 2023 vom Finanzministerium Rheinland-Pfalz, der rheinland-pfälzischen Wohnungswirtschaft und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.
Das Zentrale Thema des Tagesschau-Beitrags (ab Minute 10:09) war die Frage, welche Voraussetzungen die Länder im Baurecht leisten müssen, damit serielles Bauen kostensenkend eingesetzt werden kann. Am Beispiel des Gewobau-Projekts in Bad Kreuznach, Schubertstraße 19-21 (Bildschirmfotos: ARD / Tagesschau), wurde dargestellt, dass serielles Bauen „kostengünstig und wetterunabhängig“ gelingt, so Gewobau-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger, dass aber die Kostenvorteile über das Einzelvorhaben hinaus nur dann umgesetzt werden können, wenn die Länder ihre individuellen Baurechtsparagraphen vereinheitlichen würden, damit ein Gebäude, dass in einer Stadt bereits baurechtlich genehmigt wurde, ohne erneutes Antragsverfahren auch in anderen Orten und anderen Bundesländern erstellt werden könne.
Die Route wohnungspolitischen Fachreise „Nachhaltigkeit und Wohnen“ führte nach Ludwigshafen, Bad Dürkheim, Oppenheim und Neuwied. Unter anderem nahmen Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen (FOTO: 6. von rechts) und Gewobau-Chef Karl-Heinz Seeger (Vertreter des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, 5. von links) an der Fachreise teil.
Erörtert wurden Fragen der sozialen Wohnraumförderung, der Quartiersentwicklung und der Förderung baukultureller Qualität unter den Vorzeichen des Klimawandels. Gemeinsam mit den Verbänden der Wohnungswirtschaft, der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) stellte dBau- und Finanzministerin Doris Ahnen einen neuen Wettbewerb für Modellprojekte für bezahlbares, klimagerechtes und barrierefreies Wohnen vor.
Große Nachfrage bei Förderprogrammen
Die Ministerin berichtete von einer großen Nachfrage bei den Programmen der sozialen Wohnraumförderung. Rheinland-Pfalz biete gute Förderbedingungen: Alleine 2023 stelle das Land für den sozialen Wohnungsbau unter Einbeziehung des Kreditvolumens der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) insgesamt 519,15 Millionen Euro zur Verfügung. Ein Sonderprogramm zur Förderung des klimagerechten sozialen Wohnungsbaus sei in die Regelförderung integriert und an die Baukostensteigerungen angepasst worden. Ahnen hob die Vielfalt der Fördermöglichkeiten hervor, etwa für Wohnprojekte für generationenübergreifendes, gemeinschaftliches Wohnen und ein soziales Miteinander in Kombination mit der sozialen Wohnraumförderung.
Förderung innovativer Ansätze für Umsetzung in der Fläche
Karl-Heinz Seeger erklärte beim Besuch eines diesbezüglich innovativen Projekts in Bad Dürkheim: „Innovation in der Wohnungswirtschaft ist genau das, was angesichts der Klimaziele und der enormen Baukosten nun gefördert werden muss. Wir benötigen innovative Lösungen, die in die Fläche getragen werden können, um mehr Häuser bezahlbar klimagerecht zu bauen und zu sanieren. Der Realisierungswettbewerb kann seinen Beitrag dazu leisten.“
Nachhaltigkeit geht über das Offensichtliche hinaus
Nachhaltigkeit sei ein sehr weiter Begriff, den man nicht auf das Offensichtliche einengen sollte, sagte Joachim Rind, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz: „Wirkliche Ressourcenschonung erreichen wir aber erst über die Nutzungsdauer und die setzt langfristige Akzeptanz, Wertschätzung und Pflege voraus. Deshalb sind Schönheit und Qualität nachhaltig! Diese Dimension von Baukultur ist also kein entbehrlicher Luxus, sondern notwendige Bedingung für Nachhaltigkeit. Und Qualität braucht Voraussetzungen, schon in den Verfahren. Die Kommunen haben dazu über das Bauland einen der wichtigsten Hebel in der Hand. Mit Konzeptvergaben legen sie den Grundstein für alles, was folgt oder nicht.“
Thomas Gierse
Quelle: Gewobau GmbH, Bad Kreuznach