So viele Handwerksmeister bei einer Veranstaltung hat man in Bad Kreuznach wohl selten gesehen: Beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft im Großen Kursaal in Bad Kreuznach mit mehr als 300 Besuchern standen 53 Meister auf der Bühne. Sie wurden für ihr silbernes Meisterjubiläum geehrt.
Auch der Nachwuchs machte gute Figur: Drei junge Leute, die bei der „Deutschen Meisterschaft im Handwerk“ – German Craft Skills 2023“ herausragende Leistungen gezeigt hatten wurden geehrt, unter anderem Edelsteinfasserin und Bundessiegerin Chi Nguyen aus Idar-Oberstein. Alle wurden von Handwerkskammerpräsident Kurt Krautscheid, den Kreishandwerksmeistern Alfred Wenz, Simon Henkel und Peter Mumbauer sowie Hauptgeschäftsführer Martin Partenheimer und Geschäftsführerin Silke Dittrich unter großem Beifall gewürdigt.
Die Geehrten aus dem Meisterjahrgang 1996
Alfred Wenz ging in seiner Rede (FOTO ganz oben) auf Themen ein, die den Handwerkern unter den Nägeln brennen, wie der 14-Punkte-Plan vom Wohnungsbaugipfel der Bundesregierung, den es rasch umzusetzen gelte, um einen Crash mit massivem Kapazitätsabbau zu vermeiden. Denn Fachkräfte für Wohnungsbau und klimagerechten Umbau würden dringend benötigt; vom Bund bis zur Kommune müssten jetzt alle Tempo machen. Als „Klassiker“ müsse er leider erneut den Bürokratieabbau anmahnen. Eine ausufernde Rechtsprechung nehme kleinen und mittelständischen Betrieben geradezu die Luft zum Atmen.
In Anbetracht anstehender Wahlen machte Wenz klar: Demokratie sei das Maß der Dinge, verlange gute Nerven und Geduld. Probleme dürften trotz mangelhaft kommunizierter Politik niemals dazu führen, rechtsradikalen Hetzern gegen Minderheiten und Migranten die Stimme zu geben, denn das würde ins Elend führen. Wenz unter großem Beifall: „Deutschland ist auf seine Mitbürger aus aller Welt angewiesen, und auch wir im Handwerk können ohne ihre Leistungen nicht arbeiten. Bei uns zählt nicht, wo jemand herkommt, sondern wo er hinwill.“ Die Kreishandwerkerschaft und ihre 23 Innungen seien offen für einen Dialog mit allen demokratischen Institutionen und gesellschaftlichen Gruppen.
Die geplante Ehrung und der offizielle Abschied von Gerhard Schlau mussten vertagt werden. Schlau hatte 36 Jahre die KHS-Geschäfte geführt, konnte gesundheitsbedingt aber nicht dabei sein. Er unterstützt Vorstand und Kollegen weiterhin tatkräftig. Sein am 1. Februar 2023 angetretener Nachfolger Martin Partenheimer merkte an, er habe fürs Einarbeiten ein Jahr Zeit bekommen. Dieses sei noch nicht ganz abgelaufen, weshalb man ihm kleine Unebenheiten entschuldigen möge. Als gelernter Beton- und Stahlbetonbauer fühle er sich sehr wohl im Kreise der Handwerkerfamilie und wolle mit dem motivierten KHS-Team zum Erfolg im ländlichen Raum beitragen. Die KHS wolle ein gutes Gerüst sein, um den ländlichen Raum mit vielen Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Handwerk selbstbewusst und krisenfest erstarken zu lassen.
„Die Krisen beginnen immer im Kopf“, merkte Kammerpräsident Kurt Krautscheid zum Auftakt seiner Festrede an. Nein, man dürfe nicht immer an die Probleme denken, dürfe ruhig gute Fakten nennen. So bezeichneten in einer Handwerker-Umfrage 85 Prozent der Betriebe die Lage als gut bis befriedigend, die Zahl der Unternehmen steige. Allerdings seien energieintensive Betriebe auf dem Rückzug; die Politik von Bund und Land habe keinen klaren Kompass. Er illustrierte, was Überregulation für kleine Betriebe bedeuten könne: Für das Archivieren von Papierdokumenten im Zuge des neuen Lieferkettengesetzes müssten Handwerker sogar Räume anmieten. Dies sei ein Unding gerade auch für Meister ihres Fachs, die sich ständig weiterbilden und bis zu 1.500 Stunden investierten, um sich mit dem Meisterbrief die berufliche Krone aufzusetzen.
Quelle: Armin Seibert / Kreishandwerkerschaft