Die vorbereitenden Bauarbeiten am Fußweg zwischen Salinenstraße und Wormser Straße sind unmissverständliche Anzeichen dafür, dass die Wilhelmstraße in Kürze zu einer Tempo-30-Zone mit Radfahrstreifen umgerüstet wird. Autofahrer, die sich an das Geschwindigkeitslimit halten, sollen weiterhin von der „Grünen Welle“ profitieren können.
„Angebotsstreifen“ und Rad-Piktogramme (FOTO: Europaplatz) auf den Fahrbahnen sowie Aufstellflächen vor den Ampeln sollen hier bald anzeigen, „dass Radfahrer eine große Berechtigung haben, im Straßenverkehr mitzufahren“, erläuterte Bauamtsleiter Klaus Christ am Montag, 8. März. Dies ermögliche, „die Radfahrer deutlich sicherer in Richtung Europaplatz zu bringen.“ Dem Anliegen, ein Radwegenetz anzubieten, komme die Stadt mit dem neuen Angebot deutlich näher.
An der Kreuzkirche werden die Radfahrer erst auf, nach wenigen Metern rechts neben der Geradeaus-Spur der Autos fahren und — wenn ihr Ziel die Mobilstation am Bahhof ist — dort, wo Bauarbeiter gerade am Fußweg den Bordstein absenken, auf eine neue Radspur schwenken (FOTO). Neben den Fußgängern werden sie dann die Wilhelmstraße in Richtung Europaplatz queren. Die Geradeausfahrt in Richtung Ochsenbrücke erfolgt ohne diesen „Schwenker“ auf dem Angebotsstreifen der Autospur.
Der jetzigen Umsetzung seien lange Verhandlungen mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) vorausgegangen, bei denen man ein gutes Ergebnis erzielt habe, sagt Christ. „Eine Lösung, mit der alle leben können und mit der wir uns für die Zukunft nichts verbauen“, erklärt er mit Blick auf mögliche weitergehende Planungen, die auch eine Verkehrsberuhigung der Salinenstraße einbeziehen könnten.
Die Fahrbahnen bleiben nun unangetastet, was nach früheren Plänen durchaus anders hätte aussehen können. Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer erinnerte an die Forderung, in der Wilhelmstraße einen „richtigen Radweg“ zu installieren, ähnlich dem in der oberen Mannheimer Straße. „Jetzt hat sich die Haltung verändert“, erklärte sie, auch ADFC und Radwege-AG seien mit dem Angebotsstreifen zufrieden, sofern das Tempo auf 30 limitiert ist. Und dies sei schnell umsetzbar. Dahingegen wäre das Versetzen von Bordsteinen und Masten für den echten Radweg langwierig und teuer geworden.
Für den Sinneswandel bei der Radler-Lobby sei Tempo 30 die Voraussetzungen gewesen. Die Temporeduzierung wird aus Gründen des Lärmschutzes vollzogen. Der Schlüssel für deren Umsetzung liege in der Ampelschaltung. Denn die Grüne Welle auf Tempo 30 zu übertragen sei „sehr, sehr, sehr“ aufwendig und teuer, berichtete Philipp Geib aus dem Tiefbauamt. Verkehrsströme aus den Querstraßen und an der bedarfsgerecht arbeitenden Ampel an der Hochstraße müssten mit einprogrammiert werden.
Sobald die Programmierung vollzogen ist, könnten die Tempo-30-Schilder aufgehängt werden, so Klaus Christ. Die Oberbürgermeisterin geht davon aus, dass dann auch der Abschnitt der Hochstraße zwischen Stadthaus und Reitschule von 50 auf 30 km/h reduziert werden wird.
Thomas Gierse
Foto ganz oben: „Grüne Welle“ ist, wenn außerhalb der Stoßzeiten Autofahrer mindestens zwei Drittel der Ampeln bei Grün passieren können.