Bürgermeister Wolfgang Heinrich wittert Morgenluft: In großer Eile positioniert er sich für eine Wiederwahl als Bürgermeister, nachdem die CDU ihrem Parteifreund Markus Schlosser in dieser Frage das Misstrauen ausgesprochen und jegliche Unterstützung verweigert hat. Folgerichtig trat Heinrich am Mittwochmorgen „mit sofortiger Wirkung“ aus der SPD aus.
„Es war ein Fehler, Mitglied der SPD zu werden“, schreibt er in seiner Austrittserklärung an Günter Meurer, Stadtverbandsvorsitzender der SPD Bad Kreuznach. Meurer sieht dies genauso und ist froh, die als fortgesetzte Imageschädigung der SPD wahrgenommene Mitgliedschaft Heinrichs nun ausgestanden zu haben.
„Künftig bleibe ich parteilos“, kündigt Heinrich an und fügt hinzu: „Meine Kraft widme ich ausschließlich dem Wohl der Stadt Bad Kreuznach.“ Als engagierter Parteigänger ist Heinrich den Sozialdemokraten allerdings genauso wenig aufgefallen wie zuvor den Christdemokraten.
Schon einmal, Ende Januar 2015, damals noch CDU-Mitglied, hat sich Heinrich mit ähnlicher Wortwahl genauso positioniert: „Weiter zum Wohl unserer Stadt“, lautete die Überschrift seiner Stellungnahme, in der er unter anderem ausführte: „Ich werde weiterhin überparteilich agieren, den Klüngel bekämpfen … Dabei baue ich in erster Linie auf die kompetente und sachorientierte Arbeit der sogenannten ,Kleinen Parteien', deren Vielfalt und Unabhängigkeit von persönlichen Interessen Garant für gute, weiterführende Politik im Stadtrat sind.“
Nun dürfte Heinrich vor allem ein Datum im Blick haben: Den 17. respektive 18. November 2021, den letzten Tag seiner Amtszeit als hauptamtlicher Beigeordneter und Bürgermeister beziehungsweise den ersten Tag seiner Nachfolgerin oder seines Nachfolgers im Stadthaus. Dass er sich selber gerne beerben möchte, hat Heinrich mit seinem Parteiaustritt unterstrichen, denn jetzt könnte er prinzipiell auch für Konservative wählbar sein. Allerdings sieht der Ausschreibungstext für die Beigeordnetenstelle Eigenschaften und Fähigkeiten der Bewerber*innen vor, die Wolfgang Heinrich nicht nur nicht besitzt, sondern deren Nichtvorhandensein er geradezu kultiviert, nämlich Kreativität, Teamfähigkeit, Bürgernähe und die Fähigkeit, Mitarbeiterinnen zu motivieren.
Thomas Gierse