In der Nacht zu Dienstag, 1. März 2022, ist Viktoria Podolyan aus Bad Kreuznach aufgebrochen, um an die ukrainische Grenze zu gelangen, wo sie ihre Freundin Julia, eine Operationsschwester, treffen und mit Hilfsmaterialien ausstatten möchte. Dank der Vermittlung von Sabine Herler, Ambulanzschwester der Abteilung für Plastische Chirurgie im Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach, konnten sofort medizinische Materialien aus dem Interplast-Lager für die Ukraine zur Verfügung gestellt werden.
Mit im Gepäck sind Operationsbestecke, chirurgische Nahtmaterialien, Injektionsnadeln und sterile Handschuhe sowie ein Notstromleuchte.
Julia ist Operationsschwester im Krankenhaus in Berditschew, 200 km von Kiew entfernt, wo sich die Menschen auf viele verletzte Opfer der russischen Invasion vorbereiten. Tag und Nacht heulen die Sirenen; Ärzte sowie Pflegepersonal sind in ständiger Alarmbereitschaft.
André und Eva Borsche, Ärzteehepaar und „Köpfe“ der Interplast-Sektion Bad Kreuznach, sind im Oktober 2021 zusammen mit Viktoria Podolyan nach Berditschew (FOTO zwei) gereist und haben das Hospital mit Instrumenten und dringend benötigten Geräten unterstützt. Zusammen mit dem Chirurgen Dr. Juri operierte Borsche zwei Kinder mit Fehlbildungen an Füssen und Händen. Damals besprachen die Ärzte, wie eine weitere Behandlung aussehen könnte. Niemand konnte ahnen, welch eine Tragödie sich anbahnen würde. Hoffnungsvoll verabredeten sie weitere gemeinsame Hilfsaktionen für viele bedürftige Patienten der ländlichen Region für Frühjahr 2022.
Doch nun kam alles anders und es galt schnell zu handeln und konkrete Hilfe zu leisten. Da eine Einreise in die Ukraine nicht in Frage kommt, konzentrieren sich die Interplast-Ärzte auf die materielle und finanzielle Unterstützung der medizinischen Einrichtungen, die sie persönlich kennengelernt haben und denen sie ihr volles Vertrauen schenken. Mögen die wertvollen Materialien auf Umwegen ihren Zielort erreichen!
Um parallel zu diesen Bemühungen praktische Solidarität zu zeigen, wirkte Dr. André Borsche bei einer Videokonferenz der führenden europäischen Plastischen Chirurgen mit, bei der eine gemeinsame Hilfsstrategie konzipieren wurde. Dabei wurde der Plastische Chirurg Dr. Oleg Savenkov aus Kiew zugeschaltet. Er berichtete, dass im Moment alles noch sehr überschaubar sei und nur etwa 30 Verletzte in seinem Krankenhaus operativ versorgt werden mussten. Doch rechne man mit einem Patientenansturm in den kommenden Nächten. Er sei extrem dankbar für die internationale Hilfsbereitschaft und würde sich freuen, bei schwierigen Fällen Experten in Europa per Videoschalte um Rat fragen zu dürfen. Sollte eine Überlastung der noch gut funktionierenden Krankenhäuser eintreten, werde man auch versuchen, schwer verletzte Patienten in die Nachbarländer zu verlegen.
>> Wer das humanitäre Engagement von Interplast Sektion Bad Kreuznach für die Ukraine unterstützen mag, kann dies mit einer Spende an INTERPLAST, Stichwort „Ukraine“, IBAN: DE12 5605 0180 0010 0337 77, tun.
Quelle: André und Eva Borsche
Das Foto oben zeigt Dr. André Borsche mit Viktoria Podolyan und Sabine Herler.