Die Städtebauförderung von Bund und Land ist für Bad Kreuznach ein sehr wichtiges Instrument bei der Finanzierung städtebaulicher Projekte — siehe Sanierung der Alten Nahebrücke. Neben solchen „zentralen“ Aufgaben sieht Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer Handlungswillen und -bedarf in den Stadtteilen. Projekte in Planig, Bosenheim, Ippesheim und Bad Münster-Ebernburg stellte sie daher im OB-Wahlkampf Innenminister Roger Lewentz vor, der als Infrastrukturminister die Mittelvergabe verantwortet.
Bei dem Besuch in den Stadtteilen machte Lewentz Mut, sich um die Aufnahme in Förderprogramme zu bewerben. Strukturen bewahren und Menschen zusammenbringen — „wenn man die Kreuznacher Stadtteile mit solchen Gedanken in die Bewerbung bringt, dann wird es auf jeden Fall à la longue auch so sein, dass Ihr damit reinkommt“, sagte er zu einem Vorschlag aus dem Planiger Ortsbeirat. Ahmet Dasli (SPD) hatte den Wunsch präsentiert, im Noch-Feuerwehrhaus und auf dem zentralen Platz vor dem von der Gewobau sanierten Rathaus Treffpunkte für die Jugend und die Bevölkerung insgesamt einzurichten.
„Eine gute Idee“, befand Lewentz. Er sprach von Planig als einem „gefühlten Dorf“, also einem Stadtteil, der sich — wie viele andere auch — seit den Eingemeindungen in den 60er- und 70er-Jahren seinen Dorfcharakter erhalten habe. Für diese „Stadtdörfer“ hat das Land ein eigenes Förderprogramm aufgelegt, weil sie bislang weder von der Dorfförderung noch von der Städtebauförderung profitieren konnten. Eine erste Bewerbung Bad Kreuznachs um solche Mittel hatte keinen Erfolg.
Gang durch die Planiger Dalbergstraße: Dr. Heike Master-Meurer mit Innenminister Roger Lewentz und Ahmet Dasli, Mitglied der Ortsbeirates.
Die gewachsenen dörflichen Strukturen können aber auch — zu sehen im Planiger Ortskern (FOTO) — ein Hindernis darstellen. Denn es fehle an (Bau-)Platz für junge Familien, erklärt Heike Kaster-Meurer. Die Ausweisung eines Neubaugebiets werde gerade überprüft. Doch zugleich gebe es im Ortskern jede Menge kleine Parzellen mit leerstehenden Häusern. Hier müssten Parzellen so zusammengefasst werden, dass Platz für einen zeitgemäßen Häuserbau entstünde. Eine Untersuchung von Studierenden der Hochschule Kaiserslautern habe Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, nun brauche es eine Person, die diesen Prozess moderiert. In Analogie zum Förderprogramm „Aktive Stadt“, das anhand einer Modernisierungsrichtlinie Unterstützung gewährt und in der historischen Neustadt einige Sanierungen anregte, könnte auch in Planig eine positive Entwicklung begleitet werden. Nach Heike Kaster-Meurers Überzeugung ist es ohnehin sehr viel wichtiger, im Ortskern etwas zu tun, als den Stadtteil nach außen wachsen zu lassen.
Zuständigkeiten, Richtlinien und Voraussetzungen
Beim dritten Wunsch aus Planiger Sicht, jenseits der Kreisstraße einen für radelnde Kinder sicheren Weg zum Sportplatz zu bauen, wiegelte Lewentz ab: Verkehrsangelegenheiten seien keine typische Aufgabe der Städtebauförderung.
Anders verhält es sich bei dem Hauptanliegen aus Bosenheim, der Sanierung des Freibades. Der Minister verwies aber auf die Richtlinien: Im Landkreis Bad Kreuznach müsse das Bad auf Platz eins der Förderanträge zum „Goldenen Plan“ stehen. Dies zu erreichen traut die Oberbürgermeisterin den Bosenheimern, ihrem Bad und der Stadtverwaltung durchaus zu, und sie selbst werde den Erhalt des Bades weiterhin unterstützen: es sei „ein Schatz“, weil fußläufig für Kinder zu erreichen. Zugleich verbindet sie damit ein „Aber“. Denn zur Sanierung gehöre ein langfristig angelegtes Engagement der Dorfgemeinschaft. 150.000 € jährlicher Zuschuss als freiwillige Leistung aus dem städtischen Haushalt sei angesichts der relativ geringen Besucherzahl zu teuer — ganz zu schweigen davon, wie die Kommunalaufsicht bei der ADD diese Zahlung bewertet. Irgendwo zwischen der „vorbildlichen“ Arbeit der Freibad-Genossenschaft in Bad Münster am Stein, einem von Minister Lewentz vorgestellten Freibad-Bürgerverein in seinem Heimatort und dem jetzigen Engagement in Bosenheim müsse der Förderverein sich für die Zukunft zuverlässig positionieren.
Dem Freibad gegenüber liegt der Bosenheimer Sportplatz, für dessen Sanierung OB Kaster-Meurer einst eine Doppelförderung erzielen konnte. „Eine harte Verhandlerin“, kommentierte Lewentz, der die gute Zusammenarbeit von Stadt und Land in Sachen der Städtebauförderung unter einem besonderen Gesichtspunkt hervorhob. „Hut ab, Ihr nehmt das auch alles ab“, sagte er mit Blick auf die tatsächliche Umsetzung der bewilligten Projekte. Bis auf wenige Tausender seien die zuletzt vereinbarten 8 Mio. € auch abgeflossen — was keineswegs selbstverständlich sei.
Für Ippesheim taten sich in dem Gespräch an Ort und Stelle sogar neue Fördermöglichkeiten auf. Auf dem nicht mehr genutzten Fußballplatz entsteht ein Mehrgenerationenplatz. Weil dafür im städtischen Haushalt keine Mittel vorgesehen waren, habe man in Abstimmung mit dem Ortsvorsteher mit „Bordmitteln“ begonnen. Dass erst vor wenigen Wochen ein Förderprogramm für die Anschaffung von Sportgeräten aufgelegt wurde, kommt den Beteiligten gut zupass. „Genau das, was wir brauchen“, sagte Dr. Heike Kaster-Meurer. Eine behindertengerechte Toilette wurde an dem Platz bereits fertiggestellt.
Um Sport dreht sich auch vieles in Ebernburg, dem letzten Halt auf der Fahrt durch die Ortsteile. Dort möchte der FC Baravia für den Aufbau einer starken Fußball-Jugendabteilung einen Hartplatz zum Kunstrasenplatz umbauen. Auch für Plätze in Vereinsregie stellt die Sportstättenförderung Unterstützung in Aussicht, erklärte Lewentz, aber nur, wenn der Verein seinen Eigenanteil nachhaltig tragen kann. Dies zu prüfen werde als erster Schritt nun angegangen.
>> Zurzeit profitiert Bad Kreuznach von drei Programmen der Städtebaugförderung, dem „Stadtumbau West“ in Bad Münster, der „Sozialen Stadt“ im Pariser Viertel und der „Aktiven Stadt“ in der historischen Neustadt. Die beiden letztgenannten Programme laufen in diesem Jahr aus und die Maßnahmen müssen bis 2024 abgerechnet sein.
Thomas Gierse
Das Foto ganz oben entstand beim Bosenheimer Freibad. Der Rundfahrt durch die Stadtteile hatte sich auch Dr. Joe Weingarten MdB angeschlossen.