Das Bad Kreuznacher Stadtarchiv lud am Samstag, 22. April 2023, zu einem Tag der offenen Tür ein. Eine Ausstellung mit Fotos des ehrenamtlichen Stadtfotografen 2018/19, Achim May, erwies sich als ein Publikumsmagnet.
Die großformatigen Fotos lockten viele Menschen in den Hof des Hauses der Stadtgeschichte. Bereits zur Eröffnung der Ausstellung hatte man ein „volles Haus“, was Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann und Oberbürgermeister Emanuel Letz sehr freute. Und das Interesse sollte bis 17 Uhr kaum nachlassen.
Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann mit
Achim May und Oberbürgermeister Emanuel Letz
Die Ausstellungseröffnung war der Auftakt zum Tag der offenen Tür im Stadtarchiv. Die Zahl der Führungen wurde fast verdoppelt und auch die Vorträge fanden großen Anklang.
Das Stadtarchiv sei eine kommunale Pflichtaufgabe und als solche unverzichtbar, betonte OB Letz bei seiner Begrüßung, zugleich genieße es in der Bürgerschaft einen hohen Stellenwert, wie es die Resonanz auf die Veranstaltung belege.
Magazine ansonsten für Besucher nicht zugänglich
Einen großen Andrang erlebte auch Sarah Förster bei ihren Führungen. Sie öffnete die Türen zu den vier Magazinen im Keller und im Obergeschoss, die den Nutzern des Stadtarchivs ansonsten verschlossen bleiben. Jahrhundertealte Urkunden, Bücher mit Metallschnallen, Postkarten aus dem 1. Weltkrieg, Tageszeitungen aus dem letzten Jahrhundert und natürlich Dokumente und Akten aus der Stadtverwaltung sind einige Archivalien aus dem enorm vielseitigen Bestand.
Gemeinsam mit Caroline Heise zeigte Sarah Förster (FOTO) bei einer Führung mit Kindern, woher der Begriff das „Buch aufschlagen“ kommt: Sie demonstrierte dies an dem fünf Kilo schweren „Belaag oder Schatzungsbuch“ aus dem 18. Jahrhundert (Steuerregister für Grunderwerb). Das dicke Buch ist mit Leder bespannt und hat einen Holzdeckel, auf den man mit der Faust oder der Hand schlagen muss, sodass die Schnallen sich öffnen.
Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann führte eine große Gruppe zu Plätzen, die in der französischen Besatzungszeit von 1918 bis 1930 eine Rolle spielten: Schadt’scher Platz, MTV-Gebäude (früher: Caserne de la Panneterie), die „Fünf-Häuser-Gruppe“ (in Gustav-Pfarrius-Straße / Lina-Hilger-Straße / Bosenheimer Straße für französische Unteroffiziere vom Reichsvermögensamt erbaute Häusergruppe, sogenannte „Villas pour Sous-Officiers"), die Gendarmeriekaserne (Caserne de Gendarmerie in der Bosenheimer Straße) und der Hinweis auf die Automobilkaserne.
Yasha Bock, Vanessa Nickel und Leandra Prawitt, Schülerinnen des Gymnasiums an der Stadtmauer, stellten vor, welche Untersuchungsergebnisse sie bei ihrem Besuch im Stadtarchiv anhand umfangreicher Dokumente aus der dafür eigens konzipierten Archiv-Box erarbeitet hatten: Den Lebenslauf und den Stammbaum der jüdischen Journalistin Margot Strauß, die 1939 vor den Nazis aus Bad Kreuznach nach London flüchten musste. Leiterin des Schulprojektes „Generationen im Dialog“, auf dem diese Arbeit im Stadtarchiv basiert, ist Christiane Kasper, pensionierte Lehrerin vom Gymnasium an der Stadtmauer.
Anhand des Bauplanes und historischen Fotos zur 1860 üblichen Inneneinrichtung hat Marius Rehbein für seine Bachelorarbeit an der Universität Mainz zur Bad Kreuznacher Conradi Villa ein dreidimensionales Artefakt entwickelt. In seinem Vortrag lud er zu einem virtuellen Rundgang ein – und legte damit ein Beispiel dafür vor, wie mit digitaler Technik Archivarbeit geleistet werden kann. Plan und Fotos hatte ihm Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann zur Verfügung gestellt.
Die Stadtarchivarin bedankte sich bei allen am Tag der offenen Tür Beteiligten. Ihr Dank galt auch den jungen Leuten von Rotaract, die für einen guten Zweck Speisen und Getränke verkauften.
Quelle: Hansjörg Rehbein
Stadtverwaltung Bad Kreuznach