Seit 1892 ist der Deutsche Bädertag so etwas wie das Familientreffen der Heilbäder und Kurorte. Die Veranstaltung unter dem Dach des Deutschen Heilbäderverbandes ist ein Branchentreff mit Fachtagung und Sitzungen der diversen Ausschüsse. Die 119. Auflage findet — wie schon einmal 1932 — am 2. und 3. November 2023 in Bad Kreuznach statt.
Einem Angebot des Bad Kreuznacher Oberbürgermeisters Emanuel Letz — selbst Vorsitzender der Sektion Heilbäder und Kurorte im Tourismus- und Heilbäderverband RLP — folgend, hat die Präsidentin des Deutschen Heilbäderverbandes, Brigitte Goertz-Meissner, Verantwortliche aus den Kurorten eingeladen, um unter dem Motto „Fokus Gesundheit – Strukturen im Wandel“ Chancen und Risiken, Perspektiven und Herausforderungen der Kurorte breit zu diskutieren. Denn die traditionsreiche Branche ist zwar mit 7,9 Millionen Gästen und 130 Millionen Übernachtungen in den Destinationen und 150.000 Beschäftigen noch immer ein enormer Wertschöpfungsfaktor, doch müssen alle Orte nach Wegen suchen, um sich im gesundheitstouristischen Markt wirtschaftlich zu behaupten. Auch hier plagen die Branche schrumpfende Budgets und Einkommen, steigende Energiekosten und Probleme bei der Personalgewinnung. Etwa 100 Vertreter*innen der Heilbäder werden erwartet.
Bad Kreuznach selbst ist ein gutes Beispiel für die schwierigen Anpassungsprozesse an wirtschaftliche und strukturelle Rahmenbedingungen, die teils bereits bewältigt wurden, teils aber noch vor dem Kurort liegen. Es gibt hier sechs spezialisierte Reha-Kliniken, die fast die Hälfte der Gästeübernachtungen der Stadt verbuchen. Hinzu kommen die Ambulante Kur, die von der Stadt mit den ortsgebundenen Kurmitteln Sole und Radon betrieben wird, und der größte erhaltene Gradierwerkpark. Die Aufrechterhaltung dieser Strukturen und der gesamten auch touristisch genutzten Einrichtungen und Angebote belastet den Stadthaushalt und damit letztlich die Steuerzahler jährlich mit vier Millionen Euro. Andererseits hat die Stadt mit Wertschöpfungsgutachten einen beachtlichen Umsatz von ca. 160 Mio. € (2019) durch den Tourismussektor ermitteln lassen. Zudem trägt die Kurkultur in vielfacher Hinsicht zur Lebensqualität, Attraktivität und Identität der Stadt bei.
Quelle: Dr. Michael Vesper, GuT
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