Ein kleiner cremefarbener Filzschmetterling tanzt auf einem dünnen gelben Stoffband in einem Zimmer des Eugenie Michels Hospiz in Bad Kreuznach. Es riecht nach Lavendel und Mandarine. Ines Schmidberger hat den Schmetterling mitgebracht. Die examinierte Altenpflegerin macht derzeit eine Ausbildung, bei der sich alles um Düfte dreht.
„Aromapflege“ ist der Überbegriff für das, was sie hier tut: Die Gäste des Hospizes mit Düften in eine Welt schöner Erinnerungen und größeren Wohlbefindens entführen: „Ich habe nur einen Tropfen Lavendel auf den Schmetterling geträufelt. Es soll Ängste vertreiben“, erzählt die 38-Jährige (FOTO).
Sie verfasst gerade ihre Abschlussarbeit über dieses Thema. Nach Ihrer Altenpflegeausbildung bei der Stiftung kreuznacher diakonie im Jahr 2006 hat sie viele berufliche Stationen durchlaufen. Bei der Arbeit in einem Kölner Hospiz hat sie die Wirkung der Düfte kennengelernt. Seit 2016 ist sie zurück in Bad Kreuznach und hat an der Akademie der Stiftung ihr bis dahin erarbeitetes Wissen mit einer entsprechenden Ausbildung zur Aromaexpertin auf solide Füße gestellt. Unterstützt von der Hospizleitung und den Palliativmedizinern des Eugenie Michels Hospiz, versucht sie das Wohlbefinden der Hospiz-Bewohner mithilfe der ätherischen Öle zu steigern und Begleiterscheinungen der Krankheitsbilder zu lindern.
Ines Schmidberger
„Nach all dem Leiden, das die Menschen schon hinter sich haben, haben sie es oft satt, wenn wir Pflegenden zu ihnen kommen, weil sie fürchten, wieder für eine Blutabnahme gestochen zu werden oder die nächste bittere Pille schlucken zu müssen.“ So schildert Ines Schmidberger das Befinden von Menschen, die am Ende ihres Lebensweges stehen. Hier lotet sie vorsichtig aus, was den Bewohnern guttut, entwickelt mit ihnen gemeinsam Rituale und bezieht auch die Angehörigen mit ein.
Das kann Spannungen lösen, die nicht nur körperliche Ursachen haben. Ines Schmidberger erzählt Beispiele: Von dem Ehepaar, das Schwierigkeiten hatte, sich im Guten wie im Schlechten voneinander zu lösen. Mit einem täglichen Abendritual, das dem sterbenden Ehemann einen angenehmen Duft in die Nase steigen ließ, wurde längst verkrustete Liebe wiederbelebt. „Eine schöne Begegnung gab es, als ich einem weiteren Bewohner fast zufällig eine Urlaubserinnerung an den Markt in Marrakesch wiederaufleben lassen konnte. Laut ihm roch der ganze Markt nach Tonka-Bohne. Von diesem Moment an schlief er jeden Abend mit dieser Erinnerung an den Urlaub ein.“
Hospiz-Leiterin Christina Gann möchte die Bewohner mit allen Sinnen ansprechen. Die Aromapflege ist ein Baustein in diesem Konzept, das aber nur realisiert werden kann, wenn es dafür eine finanzielle Unterstützung gibt. „Viele kleine und große Spenden helfen uns täglich, den fünfprozentigen Spendenanteil für die Hospizarbeit zusammenzutragen. Denn Kranken- und Pflegekassen übernehmen nur 95 Prozent der Kosten, dies ist gesetzlich so vorgesehen.“
Wer die Hospizarbeit unterstützen möchten, findet weitere Informationen auf der Homepage der Stiftung kreuznacher diakonie: www.kreuznacherdiakonie.de.
Quelle: Andrea Djifroudi
Stiftung kreuznacher diakonie