75 Jahre Meffert AG Farbwerke — auch unter dem Eindruck rasant steigender Kosten und abnehmender Nachfrage ließen es sich die Unternehmer Klaus und Dieter Meffert nicht nehmen, das Jubiläum des erfolgreichen Familienunternehmens mit der Belegschaft und deren Angehörigen auf dem Areal des Stammwerks zu feiern.
Meffert kündigte an, dass die rund 650 Mitarbeiter*innen eine Jubiläumsprämie bekommen sollen, deren Höhe von der Dauer der Betriebszugehörigkeit abhängig sein wird. Insgesamt seien dafür 300.000 Euro vorgesehen.
Energiefonds für Mitarbeiter*innen
Vor dem Hintergrund der explodierenden Energiekosten will Familie Meffert einen Energiefonds einrichten und Mitarbeitenden, die durch steigende Strom- oder Heizungskosten an ihre finanziellen Grenzen stoßen, zinslose Überbrückungsdarlehen in Höhe von insgesamt rund einer Million Euro gewähren. Der Betriebsrat zeigte sich begeistert. Die Höhe des Weihnachtsgeldes soll sich am Geschäft im vierten Quartal orientieren.
„Stabil, aber nicht rosig“
Insgesamt sei die wirtschaftliche Lage des Unternehmens stabil, aber es sehe dennoch nicht rosig aus, berichtet Klaus Meffert in einer Pressemitteilung. Die exorbitant gestiegenen Rohstoff- und Verpackungskosten habe man noch nicht vollständig an die Kunden weitergegeben. Zudem seien die Energiekosten der Produktion deutlich gestiegen.
Nach zwei Boomjahren im Baumarkt-Geschäft sei der Absatz im laufenden Jahr europaweit deutlich rückläufig. Meffert erklärt sich dies mit der Zurückhaltung der Konsumenten, die ihr Geld für bevorstehende Strom- und Heizkostensteigerungen zusammenhielten. „Es sind sehr schwierige Zeiten, aber wir haben unser Unternehmen im Griff“, betont er. Dank einer sehr starken Eigenkapitalquote von über 70 Prozent sieht er das Unternehmen grundsätzlich gut für die aktuellen Herausforderungen gerüstet, auch wenn deutlich weniger verdient werde als in den beiden Vorjahren.
Wegen der eingebrochenen Nachfrage werde jetzt weniger produziert, weshalb die Meffert AG zurzeit keine Leiharbeiter beschäftigt. Auch kann der Firmenchef Kurzarbeit zum Jahresende nicht ausschließen. Die Produktion des Werks im sächsischen Ostrau habe man schon auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt — hier würden sich die Jahresarbeitszeitkonten bewähren.
Neue Kunden gewonnen
Manche Mitbewerber hätten bereits ganze Produktlinien eingestellt, „dadurch konnten wir viele neue Kunden und zusätzliche Umsätze generieren“, stellt Meffert fest. Auf die rasant gestiegenen Energiekosten („Wir zahlen schon das Dreifache für Strom“) reagiert das Unternehmen mit dem Bau einer weiteren Fotovoltaik-Anlage, die für 600.000 Euro auf dem Dach der neuen G9-Halle installiert werden soll: „Es ist unser Ziel, in zwei Jahren beim elektrischen Strom autark zu sein“, erklärt der Firmenchef, der auch leistungsstarke Energiespeicher anschaffen will.
Werk in Russland erfolgreich ...
Die Produktion im 380 Mitarbeiter starken Farbenwerk „OOO Meffert Production“ in Noginsk (rund 50 Kilometer östlich von Moskau), in das die Meffert AG seit 2010 rund 35 Millionen Euro investiert hat, läuft auf vollen Touren. 2021 konnten durch Verkauf der Produkte umgerechnet rund 40 Millionen Euro Umsatz erzielt werden. Meffert ist beeindruckt, wie erfolgreich sein russischer Geschäftsführer mit kaufmännischer Unterstützung aus Bad Kreuznach den Betrieb führt. „Die Belegschaft steht 100-prozentig zum Unternehmen“, erklärt Meffert, warum er sich trotz seines Bekenntnisses „Wir stehen auf der Seite der Ukraine!“ dazu entschlossen hat, den russischen Standort nicht zu schließen.
... und Produktion in Ukraine läuft weiter
Auch in der ukrainischen Millionenstadt Dnipro im Gebiet Dnepropetrovsk, 500 Kilometer südwestlich von Kiew, halten einige der einst 180 Beschäftigten trotz des Krieges einen kleinen Teil der Farbenproduktion der MGF GmbH in Gang. Das Werk gehört je zur Hälfte der Meffert AG und ukrainischen Partnern und erzielte vor Putins Krieg einen Jahresumsatz von 18 Millionen Euro.
Quelle: Norbert Krupp